3 Tage kein Handy, keinen Computer, kein Navi. Der Luxus Radio war jedoch eingebaut in meinem Auto. Ich ging also mit der Zeit. Hier meine Memoiren :Mittwoch 26 Juni 2013
Geplanter Start war um sieben Uhr morgens von zuhause in Pernitz weg. Da ich den Schlaf aber vorgezogen hatte und absolut nicht aus dem Bett kam wurde es dann nach acht Uhr. Während Kaffee und Cornflakes wurde mir dann jedoch klar, wenn ich heute mit dem Fahrrad noch den Neusiedlersee umrunden wolle, dann sollte ich besser Gas geben. Das ist mit einem über 40 Jahre alten Land Rover aber nicht mehr so einfach. Gas geben schon, nur steckt keine Beschleunigung dahinter. Es ging also ab Richtung Mörbisch am See. Nur mit einer Straßenkarte über ganz Österreich. Auf moderne Navigation wurde bewusst verzichtet. Am Weg machte ich noch kurz halt in Wiener Neustadt um meinen bestellten Schlauch für den in der Vorwoche geplatzten Reifen abzuholen. Es war kalt und ich musste einheizen im Auto. Zu meinem Verwundern funktionierten beide Scheibenwischer auf Anhieb. Nach einer Weile wurde es im Auto durch die eigene Motorwärme schon angenehm. Zum Fenster aufmachen wars noch nicht. Am Weg sah ich in Ebenfurt noch einen Rauchfangkehrer. Na da kann ja heute nichts mehr schiefgehen dachte ich und enterte über nach Neudörfl ins Burgenland. Schön ist die Gegend und so verflog die Zeit in Handumdrehen. An der Fähranlegestelle angekommen suchte ich gleich die Kassa wegen Informationen wann die letzte Fähre von Illmitz zurück nach Mörbisch übersetze und ob sie wussten wie lange den ein normaler Mensch mit den Rad brauchen würde um den See zu umrunden. Der Mann der mit mir sprach war der Kapitän und der meinte nur: „Warum fährst nicht gleich mit mir mit nach Illmitz, dann kannst du zeitunabhängig nach Mörbisch zurück. Vier Stunden braucht man sagte er. Verdammt gute Idee eigentlich, da hätte ich aber auch selber draufkommen können. Also, so wie der Kapitän sagte wird’s gemacht. Mit mir an Bord war ein Ehepaar, geschätzt zwischen 40 und 50. Gerade erst angelegt im mit 117m über Adria tiefsten Ort Österreichs springen die raus aus der Fähre und glühen davon. Na toll dachte ich, was geht denn hier ab? Ich konnte mit denen zwar mithalten aber an überholen war nicht zu denken. Ich wollte meine Kräfte ja nicht nicht gleich am Anfang verschießen. Bin ja bis jetzt nur mit dem Einrad unterwegs gewesen und musste mich erst mal wieder an das Stützrad gewöhnen. Die sinds zu schnell angegangen, wusste ich ja und nach einer Weile überholte ich mit meinem gleichbleibenden Tempo. Voller Stolz gings weiter. Vor lauter „in die Landschaft schauen“ musste ich wohl eine Abzweigung übersehen haben und bin seelenruhig weitergefahren bis zur nächsten Kreuzung. Und siehe da, wer kommt da daher und braust vor mir vorbei? – Das gleiche Ehepaar schon wieder. Komplett baff zuckelte ich hinterher, bis ich mir dachte: das kanns doch nicht gewesen sein und ich trat voll in die Pedale und überholte erneut. Nur nicht langsamer werden sagte ich mir und trat volle Kanne durch bis Podersdorf. Dort angelangt und ziemlich K.O. wegen dem zu schnellen fahren machte ich am Pier Rast. Es dauerte jedoch nicht lange und die kamen schon wieder daher. Als die so an mir und meiner Parkbank vorbeiradelten sagte der Mann schon Servus zu mir. Nix wie weg, was geht den hier ab und ich trat wieder rein. Diesmal aber wieder langsamer, hatte ja noch einen breiten Weg vor mir. Mein Limit war spätestens in Neusiedl am See wieder abzusteigen und dort Mittag zu essen. Der erste Radltreff hatte zu, also auf in den Ort, rein ins nächste Gasthaus. Das hatte aber keine Radständer vor der Tür. War mir egal und ich solzierte mit Jogginghose da rein und setzte mich auf den ersten Tisch. Schon bald war mir klar, dass ich mich in einem Nobel-Hobel-Ete-Petete-Restaurant befand. Mir wars egal, ich stellte lässig die vorgedeckten Weingläser zur Seite und bestellte ein Cola Zitron. Das Schnitzel, dass mir die ganze Zeit schon im Kopf herumschwirrte gab es nicht. Ich orderte stattdessen geröstete Eierschwammerl um € 13,50. Nix war da drauf. Eine halbe Kinderportion war das. Nagut liegts dann auch nicht so im Magen. Vielleicht hatten die ja Mitleid mit mir als armen Radfahrer. Die restliche Strecke über Purbach, Oggau, Rust und Mörbisch war eintönig. Zum Glück hatte ich aber, anders wie auf der Ostseite des Sees endlich Rückenwind. Ach ja der ständige Nieselregen kam auch noch dazu und der Sattel drückte sich immer weiter in meinen Allerwertesten, was zu zum Teil sehr witzig anmaßenden Verwindungspositionen führte. Wieder zurück in Mörbsich, nicht mehr sicher ob der Sattel nun am Fahrrad ist oder ein Teil von mir geworden ist sprang ich schnurstrax in die Serie und starte mal um den Motor warm laufen zu lassen. Derweil kümmerte ich mich um einen Campingplatz in Markt Sankt Martin. Eine Stunde über Bundesstraßen in Seriegeschwindigkeit südlich von Mörbisch. Nach Oggau zurück am Campingplatz wollte ich nicht fahren, weil es durchgehend geregnet hat. Hier am Platz in St. Martin ist es ruhig, nur zwei Wohnwagen stehen rum und eine von fünf kleinen Holzhütten ist besetzt. Essen wurde am alten Nostalgiegriller zubereitet. Teller und Häferl habe ich zuhause vergessen. Besteck ist dabei. So habe ich halt aus der Pfanne gegessen. Wie ich morgen beim Frühstückskaffee zurechtkomme werde ich mir morgen überlegen und spontan eine Lösung finden. Für heute bin ich zu K.O. den auch Land Rover Serie kann anstrengend sein und außerdem geht mir die Seite aus.
Donnerstag 27 Juni 2013
Heute wurde ich um neun Uhr munter und es war sehr heiß und stickig im Zelt. Kaum schaute ich raus war es auch gleich wieder kalt. Auf Kaffee lustete es mich nicht und den Bedarf an Frühstück hatte ich ebenso wenig. Also Zelt abgebaut und verstaut. Den Rest hatte ich gestern schon erledigt. Da ich aber sowieso nur das allernotwendigste mitführte war das immer schnell erledigt und nach einem kurzen Basischeckups des Land Rovers ging es auch schon wieder ab die Post. Zurück in die Berge solle es gehen und das alles schon schön langsam Richtung heim zentriert, da mein Kurztrip ja morgen um 14:00 Uhr endet und mich der Ernst des Lebens wieder einholt. Next Stop Mariazell. Aber da bin ich doch so schnell, was mache ich den restlichen Tag? Bei der Betrachtung der Straßenkarte fiel mir die alte Bundesstraße, seines Zeichens Panoramastraße über den Wechsel ein. Die nehme ich. Ich rief dann gleich meine Tante in Sankt Lorenzen am Wechsel an und stattete ihr einen Besuch am Großbauernhof ab. Ich kam sogar rechtzeitig zum Essen. Vorher musste aber noch der Cousin von der Waldarbeit abgeholt werden. So startete ich los mit meinem Onkel. Er sichtlich begeistert von meinem alten Land Rover erklärte mir den Weg. Steil bergab ging es über Felder, Schotterwege und ab und zu besser ausgebaute Feldwege. Naja die Untersetzung war notwendig. Sichtlich wohl fühlte sich der Landy auf diesem Terrain. Zusammengekauert auf der vorderen Sitzbank ging es für uns drei Männer den ganzen Weg wieder hinauf zum Essen. Nachdem die Mägen der arbeitenden und mein Magen, der der Reisenden voll waren ging es wieder in den Wald. Diesmal fuhr mein Cousin den Landy. Der bretterte über Stock und Stein, bis er schließlich in den Wald abbog und schnurgerade hinauffuhr. Hier hatte er mit seinem Pajero zu kämpfen und er staunte nicht schlecht mit welcher Leichtigkeit dies der Landy meisterte. Als ich ihm dann noch sagte, dass mein Auto original ist und schon über 40 Jahre auf dem Buckel hatte fiel ihm die Lade runter. Unser Ziel war eine alte Verteidigungsstellung aus dem Zweiten Weltkrieg inmitten von den Bergen und Wäldern des Wechselgebietes. Komplett unerschlossen und für viele undenkbar, dass es noch sowas gab erschloss sich vor uns eine über 200 Meter lange Stellung. Alles mit Steinen aufgeschlichtet. Die MG-Stellungen waren wie der Rest noch gut erkennbar. Ach ja, die Stellung liegt so weit unerschlossen, dass es nicht mal der Landy mehr dorthin schaffte. Zu steil und zu dicht bewachsen. Es ging wieder zurück zum Haus, der Cousin schnappte sich sein Schnittschutzgewand und ich fuhr ihn wieder zurück zu seiner Arbeit. Dann wieder steil bergauf und von der Tante verabschiedet. Weiter ging es Richtung Mariazell. Zwei Stunden Fahrt hatte ich eingeplant. Der Motor stotterte aber beim Bergauffahren. Sofort war mir klar, da war schon wieder eine Duse im Vergaser zu. Den Dreck hat es wieder mal im Gelände aufgewirbelt. Ich wollts nicht wahrhaben, bis ich nur mehr im zweiten Gang unterwegs war. Also kurz nach Wenigzell rein ins nächste Waldstück und Vergaser zerlegen, sowie Benzinfilter wechseln. Notwendige Ersatzteile, sowie die Grundausstattung, sprich das Originalwerkzeug des Landys waren dabei. Wieder Zeit verloren, aber nun ab die Post. Und jetzt ging auch was weiter. So spritzig muss der Land Rover wohl in seinen Anfangstagen gelaufen sein. Aber dann der Pfaffsattel. Sehr schlechte Straße und sehr steil. Auch mit gereinigtem Vergaser ging es nur langsam voran. Die Straße war so schlecht, das ich dachte ich wäre wieder in Osteuropa unterwegs. Oben angekommen war ein verlassenes Gasthaus. Muss wohl wirklich keiner mehr die Strecke befahren haben. Egal ich musste runter auf der anderen Seite. Auf einmal war ich mitten im Baustellenverkehr des Semmering Basistunnels. Naja nur weg von hier, bis ich endlich wieder auf eine Bundesstraße kam um einen Orientierungspunkt für meine Straßenkarte zu finden. Den Pass von vorhin hatte ich nicht gefunden auf der Karte. Endlich in Mariazell ging es in die Altstadt zum Einkaufen und dann ab zum Campingplatz Zelt aufbauen und Essen machen. Diesmal gabs Frankfurter und danach Erdbeeren.
Freitag 28 Juni 2013
Die Nacht war eisig kalt. Drei Grad. Zuvor von der Sonne verwöhnt hatte ich mir in der Nacht eine Schicht nach der anderen angezogen. Soviel hatte ich ja nicht mit. Dementsprechend unruhig hatte ich die Nacht verbracht. Bin dann um sieben Uhr aufgestanden und habe einfach alles ins Auto geworfen und wollte nur losstarten. Das Zelt war nass und es war kalt. Noch schnell für die Übernachtung bezahlen und dann Richtung heim über unzählige Bergpässe. Einheizen im Auto musste ich. Sonst lief alles prima. So ganz alleine auf der Straße mir der Serie dahinzuckeln hat doch seinen eigenen Charme. Ab und zu mal mitten auf der Straße anhalten und die Aussicht genießen war da schon drin. Da kam sowieso keiner vorbei. Ein LKW signalisierte mir ich könne bergauf überholen. Dies tat ich auch, nur rechnete der LKW Fahrer wohl nicht damit, dass es sich bei dem kleinen Auto in seinem Rückspiegel um einen alten Land Rover Serie handelte und so dauerte der Überholvorgang schon seine Zeit. Der LKW ging dann freundlicherweise vom Gas und ich bedankte mich mit meiner „Muuuuhh Hupe“. Die hört sich so an wie eine Kuh. Ja musste damals halt mal sein. Im Endeffekt artete das alles in einem fröhlichen Hupkonzert aus und wie ich den Kopf seitlich aus dem Fenster steckte um mich mit einer Handgeste nochmal zu bedanken, zeigte mir der LKW Fahrer noch Daumen hoch und ich musste lachen. Witzig wars. Abhängen konnte ich den LKW dann erst wie es bergab ging. Ein wenig später lief ich auf einen deutschen Transporter mit einem Rallyewagen auf. Dieser fuhr zur Seite mit seinem Minibus und Anhänger und lies mich passieren. Als ich dann schon knapp vor zuhause war, nämlich in Rohr im Gebirge und gleich einen Haufen von Rallyeautos sah fiels mir dann ein. Genau es ist ja Schneeberglandrallye. Die Fahrer schauten alle blöd wie ich mit meiner Serie an ihrer geparkten Prolowagen vorbeituckerte. Hoffentlich dachten die nicht ich wäre auch Starter im Feld. Und dann noch übern Rohrer Sattel drüber und gemütlich heim.